Biobasierte Lösungen für Negativemissionen


24.01.2025

Biomasse und biobasierte Produkte können eine wichtige Rolle bei der Erreichung der Netto-Null-Klimaziele spielen, indem sie das bei ihrer Nutzung emittierte biogene CO2 auffangen und speichern und so möglicherweise zu negativen Emissionen beitragen. Sowohl auf nationaler als auch auf EU-Ebene werden derzeit mehrere politische Instrumente im Zusammenhang mit negativen Emissionen entwickelt.

In Deutschland könnte die bevorstehende Strategie für langfristige negative Emissionen zu einer Überarbeitung des Kohlenstoffspeichergesetzes (KSpG) führen, das derzeit den rechtlichen Rahmen für die Kohlenstoffabscheidung und -speicherung (CCS) vorgibt (siehe Bericht). Auf EU-Ebene wird der kürzlich vorläufig vereinbarte Zertifizierungsrahmen für die Kohlenstoffabscheidung (CRCF) weiterhin in Expertengruppen diskutiert (siehe Website der Kommission). Die Debatte über die notwendigen Anreizinstrumente ist daher derzeit sehr aktiv (z. B. SWP 2023).

Auf der DBFZ-Jahrestagung 2024 zum Thema „Multitalent Biomasse: Basisrohstoff, Kohlenstoffträger und Energieoption“ (siehe Pressemitteilung) diskutierten Wissenschaftler, Fachleute und politische Entscheidungsträger unter anderem das Potenzial von Biomasse, der Atmosphäre dauerhaft CO2 zu entziehen. Dieser Prozess wird als CO2-Entnahme (CDR) bezeichnet. Der Überbegriff landbasierte CDR umfasst Optionen zur Verbesserung der natürlichen Senken in der Landwirtschaft oder auf organischen Böden, einschließlich Mooren, in der Forstwirtschaft, in biobasierten Baumaterialien, im Rahmen der Bioenergieerzeugung mit CO2-Abscheidung und -Speicherung (BECCS) sowie in Form von Biokohle.

In der Eröffnungssitzung stellte Ronja Wollnik die jüngsten Aktivitäten des DBFZ zu diesem Thema aus den verschiedenen Abteilungen vor, darunter das Projekt „Multi-level assessment of bio-based negative emission technologies“ (BioNET) als großes Vorhaben im Rahmen des Forschungsprogramms CDRterra. Sie beschrieb die Heterogenität des entstehenden Forschungsfeldes und seine Überschneidungen mit der Forschung in den Bereichen Biokohle, Biogasaufbereitung und Methanisierung, Politikanalysen und Entwicklung von Systemindikatoren.

Für den Bausektor beschrieb Jakob Hildebrandt von ZIRKON, wie Kohlenstoff in der gebauten Umwelt gespeichert werden kann, und zeigte den Status der in Deutschland im Bausektor verwendeten holz- und faserbasierten Materialien, die sich noch in der Entwicklung befinden. Jakob betonte, dass wir dringend Anreize in nicht-energetischen Sektoren brauchen, z. B. durch Kohlenstoffpreise, um den Rückstand bei der energetischen Sanierung aufzuholen und so schnell wie möglich Anreize für einen nachhaltigen Gebäudesektor zu schaffen, der das CDR-Potenzial einschließt. Auch um Innovationsführer und wettbewerbsfähiger Exporteur zu werden, muss Deutschland in diesem Bereich jetzt handeln, um technisch-wirtschaftliches Lernen zu erleichtern und zu untersuchen, wo es möglich ist, Wettbewerbsvorteile von CO2-negativen Baustoffen zu nutzen.

Franziska Koebsch von der Universität Greifswald zeigte eine differenzierte Betrachtung der Wiedervernässung von Mooren für den Klimaschutz auf. Während die Wiedervernässung eine verlässliche Methode sein kann, um die aktuellen Emissionen deutlich zu reduzieren, ist die Bildung von Treibhausgassenken sehr komplex und hängt von optimalen Wiedervernässungsbedingungen ab. Daher kann das Reduktionspotenzial regional unterschiedlich ausfallen. Generell wird der primäre Klimanutzen der Wiedervernässung in Deutschland auf eine Reduktion von jährlich 55 Millionen Tonnen CO2-Äquivalenten aus der Entwässerung von Mooren geschätzt. Zusätzlich kann die Paludikultur, die landwirtschaftliche Nutzung feuchter Moore, den Klimanutzen der Moorwiedervernässung durch produktbezogene Senken erhöhen. Die Politik muss jedoch die bestehenden rechtlichen, wirtschaftlichen und sozioökonomischen Herausforderungen überwinden, um das volle Potenzial dieser nachhaltigen Landnutzungsform zu erschließen.

Christian Bang von Ea Energy Analyses gab Einblicke in die ersten BECCS-Projekte, die im Rahmen des Projekts „Management of Biogenic CO2: BECCUS“ des International Energy Agency Bioenergy Technology Collaboration Programme erforscht werden, das er gemeinsam mit Christiane Hennig vom DBFZ koordiniert. Christian gab einen Überblick über BECCS und die Erkundung von CO2-Speicherprojekten in Dänemark, wobei der Schwerpunkt auf der Darstellung der Politik der dänischen Regierung und den Faktoren lag, die zu dieser erfolgreichen Entwicklung geführt haben. Die erste Ausschreibung eines Fonds zur Förderung von Technologien zur Kohlenstoffabscheidung, -nutzung und -speicherung (CCUS) war für private Akteure finanziell attraktiv, und die Ausschreibungsrunde wurde gut angenommen. Die Präsentation beschrieb mit dem Projekt des Gewinners der ersten Ausschreibungsrunde ein groß angelegtes BECCS-Projekt, das bis 2026 voll betriebsfähig sein soll, und ging im Weiteren auf groß angelegte Onshore- und Offshore-CO2-Speicherprojekte ein, die bis 2030 voll betriebsfähig sein sollen.

Abschließend sprach sich Nils Matzner vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung dafür aus, die Stakeholder für die CDR-Governance ins Boot zu holen und die Dimensionen der aktuellen Governance, der Nachfrage und des Angebots sowie der Multi-Level-Governance zu analysieren.

 

Der Tagungsreader mit allen genannten Präsentationen steht zum Download zur Verfügung.

 

Weitere Informationen über CDR mit Biomasse finden Sie hier:

 

Da biomassebasiertes CDR ein Schlüsselthema in der Biomasseforschung ist, wird das DBFZ in diesem Blog auch weiterhin über Entwicklungen in der entsprechenden Technologie und Politik berichten.

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